Stolperstein für Werder-Schiedsrichter: Ahoi-Crew übernimmt Patenschaft

Der offizielle Werder Bremen-Fanclub Ahoi-Crew 05 Osnabrück hat die Patenschaft für einen Stolperstein in Bremen übernommen, der an den ermordeten jüdischen Schiedsrichter Hugo Grünberg erinnert. Grünberg engagierte sich als Spielleiter und Mitglied des Schiedsrichterausschusses beim SV Werder Bremen, ehe er ein Jahr nach seiner Hochzeit deportiert und 1942 bei einer Massenexekution in Minsk ermordet wurde.

Erinnern nun an den Werder-Schiedsrichter Hugo Grünberg und seine Frau: Stolpersteine.

„Wir haben als Fanclub schon mehrfach Aktionen zur Erinnerungskultur durchgeführt, etwa Gedenkort-Fahrten oder Stolperstein-Reinigungen. Mit der Patenschaft für den Werderaner Hugo Grünberg möchten wir ein Zeichen dafür setzen, dass Merkmale wie religiöse Orientierung nie wieder zu Vereinsausschluss, Verfolgung und Ermordung führen dürfen“, so der Fanclub-Vorsitzende Kay Stöcker.

Für die Ahoi-Crew sei es auch ein Zeichen, dass nun ein Stolperstein für einen Schiedsrichter verlegt worden sei. „Ohne Schiedsrichter wie Hugo Grünberg können keine Fußballspiele durchgeführt werden. Wir sollten uns auch als Fans öfter daran erinnern, wenn wieder auf die Entscheidungen von Unparteiischen geschimpft wird. Emotionen gehören zum Fußball dazu. Es darf dabei aber nie vergessen werden, dass auf dem Platz Menschen mit Empfindungen spielen und pfeifen“, sagt Stöcker.

Ahoi-Crew-Mitbegründer Fabian Ettrich dankte der Landeszentrale für politische Bildung Bremen und dem Verein „Erinnern für die Zukunft e.V.“ für die Realisierung der Stolperstein-Verlegung. Ettrich hatte die Biographie Grünbergs im neuen Buch „Werder im Nationalsozialismus. Lebensgeschichten jüdischer Vereinsmitglieder“ geschrieben, das im März veröffentlicht wurde.

Hugo Grünberg war nach derzeitiger Kenntnislage das letzte ermordete Werder-Mitglied, für das es noch keinen Stolperstein gab.

Hintergrund:

Am 14. Juni 2022 wurden in Bremen mehrere Stolpersteine verlegt. Darunter auch drei mit Bezug zum SV Werder Bremen: Ein Stolperstein in der Rüdesheimer Straße 41, in dem Hermann Weinstein, der Vater des Werder-Mitglieds Leo Weinstein, wohnte.

Wohnten der Verlegung des Weinstein-Gedenksteins bei: Angehörige, Nachbarn und Werder-Fans.

Hermann Weinstein wurde am 8. April 1942 in Buchenwald ermordet. Seine Söhne Leo und Rudolf konnten in die USA flüchten. Pate des Steins ist Dr. Christoph Lemke. Dessen Vater Willi Lemke berichtete bei der Verlegung des Steines von seiner Freundschaft zu Leo Weinstein und Begegnungen in Bremen.

Gedenkort für Hermann Weinstein, Vater von Werder-Mitglied Leo Weinstein.

Der zweite Stein in der Isarstraße 33 erinnert an Hugo Grünberg (1896-1942), den Schwager des früheren Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Bremen, Carl Katz. Grünberg war im Sommer 1920 Mitglied des SV Werder Bremen geworden. Ein dritter Stein ist Hugos ebenfalls ermordeter Frau Klara Grünberg, genannt “Käthe”, gewidmet. Paten des Steins sind die Autoren des neuen Werder-Buches (siehe unten). Zu der Verlegung dieser beiden Steine sowie der von Rosette (“Röschen”) und Salomon Assenheimer (Franziusstraße 3) waren Nachfahren der Familie eigens aus den USA, Israel und Belgien angereist.

Die Verlegung der drei Stolpersteine war in dem im März 2022 veröffentlichten Buch „Werder im Nationalsozialismus“ angeregt worden, an dem Ahoi-Crew-Mitglied Fabian Ettrich aus Osnabrück mitgewirkt hatte. Die Autorinnen und Autoren hatten im Zuge der Buchveröffentlichung Kontakt mit der Bremer Stolperstein-Initiative aufgenommen.

Literatur: Sabine Pamperrien, Marcus Meyer, Thomas Hafke, Fabian Ettrich, Lukas Bracht, Dirk Harms, Carina Knapp-Kluge: Werder im Nationalsozialismus. Lebensgeschichten jüdischer Vereinsmitglieder, Bielefeld, 2022.

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