Jeden Monat stellen wir ein Jahr aus unserer Fanclub-Historie vor. Im Juli präsentieren wir das Jahr 2009.
Vier Nordderbys in nur drei Wochen: Losfee und Fußballgott bescherten den Fußballfans in Norddeutschland spannende Duelle zwischen Werder Bremen und dem HSV: Zuerst im DFB-Pokal in Hamburg, dann bei Hin- und Rückspiel im UEFA-Cup und anschließend in der Bundesliga. Die Ahoi-Crew war bei allen Spielen dabei- erinnert sich jedoch am liebsten an die beiden Spiele im Volkspark.
Am Ende der Saison holte Werder übrigens den DFB-Pokal durch einen 1:0 Sieg gegen Bayer Leverkusen. Das Tor erzielte Mesut Özil. Es übrigens der erste Finalsieg einer Mannschaft, die im laufenden Wettbewerb ausschließlich Auswärtsspiele bestreiten musste.
Im schwachen Finale des UEFA-Cups unterlag Grün-Weiß indes Schachtar Donezk in Istanbul, trotz der Unterstützung unseres Mitglieds Joost, der mit einem Freund aus Osnabrück den Weg an den Bosporus auf sich nahm. Im Stadion von Fenerbahce musste sich Werder mit 1:2 geschlagen geben. Das Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 erzielte Naldo noch in der ersten Hälfte der regulären Spielzeit.
Nun aber zurück zu den Derbywochen:
Ein Jahr nach dem rohen Einsatz von Tim Wiese beim 1:0-Sieg in Hamburg (Tor: Hugo Almeida) gegen Ivica Olic mit dem dezent zu hohen Fuß des Bremer Keepers glich die Begrüßung für den Bremer Schlussmann und das gesamte Bremer Team im Halbfinale des DFB-Pokals einem Spießrutenlauf.
Die Atmosphäre war bereits vor dem Stadion mächtig aufgeladen. So mussten wir uns ein paar Pöbeleien und Schubsereien Hamburger Fans ausgesetzt sehen, die sportliche Rivalität und den fairen Umgang zwischen Fans wohl für sich nicht zu verbinden mochten.
Das Spiel begann aus Bremer Sicht gut: Mertesacker erzielte schnell die Bremer Führung, die Olic aber in Hälfte zwei egalisierte. Nach torloser Verlängerung in Bremer Überzahl aufgrund der roten Karten gegen den Hamburger David Jarolim kam es zum Elfmeterschießen, wo ausgerechnet Tim Wiese im Tor vor der Hamburger Nordkurve die Versuche von Jansen, Olic und Boateng parierte. Der Rest war ein 100 Meter-Spurt vor die Gästekurve im Südwesten des Volksparks, wo tausende Bremer Fans ihr Glück kaum fassen konnten. Die Mitglieder der Ahoi-Crew in Ober- und Unterrang des Gästebereiches waren ebenfalls außer sich.
Im UEFA-Cup, der vor der Umbenennung in den Namen Europa League in jener Saison letztmalig den alten Namen trug, kam es im Halbfinale ebenfalls zum Nordderby.
Werder trat zuerst zuhause an und unterlag unglücklich mit 0:1. Eine denkbare schlechte Ausgangslage für das Rückspiel an der Elbe.
In Hamburg ging der HSV erneut in Führung: Ivica Olic besorgte das 1:0 für die Gastgeber. Die Bremer Fans, darunter unsere Mitglieder Alex, Joost, Russi, Kay und Fabian, ahnten Schlimmes. Aber dann wendete sich das Blatt, im wahrsten Sinne des Wortes. Erst glich Spielmacher Diego, der nach seinem Weggang eine große Lücke im Bremer Mittelfeld hinterließ, aus. In Halbzeit zwei brachte Torjäger Claudio Pizarro Werder dann sogar 2:1 in Front. Dieses Resultat hätte dem SVW zum Weiterkommen schon gereicht.
In den letzten zehn Minuten kam dann aber ein von einem Anhänger des HSV zur Kugel geformtes Blatt Papier zu seinem großen Auftritt. HSV-Defensivmann Gravgaard wollte einen Ball zum eigenen Tormann Frank Rost zurückspielen. Der Ball prallte aber Millisekunden bevor Gravgaard ihn spielen konnte auf die Papierkugel, sprang hoch und gelangte vom Schienbein des HSV-Profis ins Aus. Was dem Spieler Häme eintrug und aus dem Gästeblock wie ein Platzfehler oder grober Konzentrationsmangel aussah, war der ominösen Papierkugel geschuldet. Die unverhoffte Werder-Ecke, getreten von Diego, versenkte Bremens Kapitän Frank Baumann per Flugkopfball zum 3:1 für Werder. Olics 3:2-Anschlusstreffer kam für den HSV zu spät. Ein geiler Europapokalabend für alle Bremer Fans. Auch die lange Rückfahrt mit dem Auto ließ sich nach diesem historischen Papierkugel-Sieg trotz zähen Verkehrs rund um den Elbtunnel gut aushalten.
Wenige Tage später siegte Werder dann auch noch in der Bundesliga mit 2:0 gegen den HSV.
Vier Nordderbys binnen drei Wochen waren schon sensationell. Dass Werder dreimal gewann und die Niederlage im UEFA-Cup folgenlos blieb, war für uns überragend.
Die Derbywochen sind unvergessen und bleiben unser Highlight des Jahres 2009.